Im Teil 5 unserer Espressoreise fahren wir weiter Richtung SĂŒden. Wir erkunden Malcesine und entern das StĂ€dtchen Lazise. Was macht Lazise aus, wie steht es dort um die Espressoszene? Wie um die Röster? Was kann man empfehlen? Hier findest Du es heraus.
Immer Richtung SĂŒden bis die Butter schmilzt
Die Fahrt mit dem Fiat geht weiter. Unser heutiges Ziel lautet Lazise sul Garda. Die Sonne scheint und wir fahren mit offenem Glasdach direkt am See auf der hĂŒgeligen GardaseestraĂe. Adriano Celentano singt leider gerade nicht im Radio. Irgendwo in einem kleinen, verschlafenen Dorf mit Bootshafen halten wir an. In dem einzigen GebĂ€ude des Ortes gibt es einen Olivenöl-Verkauf der örtlichen Kooperative. Wir decken uns bei den Piccoli Produttori, den kleinen Produzenten mit leckerem Olivenöl vom Gardasee ein. Nachdem wir unseren obligatorischen Gang zum Yachthafen gemacht haben geht es auch schon weiter.
Malcesine â Trutzburg trifft Touris
Malcesine ist einer der bekannteren Orte am Gardasee. Entsprechend trifft man hier auf gut betuchte MĂŒnchener, die mit ihren schwarzen Audi-Cabrio-Suvs die winzigen StraĂen des mittelalterlichen StĂ€dtchens zuparken. In Malcesine steppt der Touri-BĂ€r!
Wochenmarkt in Malcesine
Heute ist in Malcesine Wochenmarkt, den wir besuchen möchten. Da ich selber mit meinem Fiat auf dem Wochenmarkt in der Stader Altstadt stehe und meinen Kaffee verkaufe, liebe ich WochenmĂ€rkte. Ich besuche sie, sobald ich in einer anderen Stadt bin. Besonders im Ausland finde ich die MĂ€rkte sehr spannend, da sie einen Ăberblick ĂŒber die regionalen SpezialitĂ€ten bieten. Und man merkt an den Marktleuten, wie die Leute hier âtickenâ. Das finde ich ebenso spannend. Darum halte ich auch gerne ein SchwĂ€tzchen mit den Marktbetreibern.
Wir suchen gefĂŒhlt eine halbe Stunde nach einem Parkplatz fĂŒr unseren kleinen Flitzer. Normalerweise finden wir fĂŒr ihn immer ein PlĂ€tzchen. Heute ist leider nichts zu machen. Die einzige Möglichkeit ist ein groĂer Sandplatz, den wir ĂŒber den Kreisel den Berg hinauf erreichen. Obwohl der Parkplatz ziemlich weit auĂerhalb liegt, kostet er eine ParkgebĂŒhr.
Der Wochenmarkt ist eine EnttĂ€uschung. Es gibt ausnahmslos StĂ€nde mit Fast Fashion, langweiliger Billigkleidung. MutmaĂlich ist sie nicht mal aus Italien, sondern aus Asien. Dabei haben wir auf StĂ€nde mit einheimischem Obst, GemĂŒse, selbstgemachter Pasta, Wein und Olivenöl gehofft. Obwohl sich der Markt kilometerlang am Seeufer entlangstreckt, gibt es hier nichts Interessantes zu entdecken und zu kaufen. Wir legen stattdessen eine Pause in einer Espressobar, die gleichzeitig auch Konditorei und EiscafĂ© ist, ein. Die Bar ist abseits des Trubels in einer SeitenstraĂe gelegen. Wir erhoffen uns hier einen guten und authentischen Espresso und âwas zwischen die Kiemenâ. ZunĂ€chst sind wir die einzigen GĂ€ste. DafĂŒr, dass Mittagszeit ist, ist es hier echt leer. Kurz darauf verbringt eine italienische Dame im dunkelblauen Hosenanzug hier ebenfalls ihre Mittagspause. Wir trinken einen CaffĂš von Illy und bestellen dazu zwei Panini mit Schinken und KĂ€se. Das war in Ordnung aber nicht umwerfend. Lecker war der selbstgemachte Keks zum Espresso.
Lazise â mĂ€chtige Stadtmauern und quirliges Leben
Lazise sul Garda ist ein kleines, mittelalterliches StĂ€dtchen, das von einer mĂ€chtigen Stadtmauer und mehreren TĂŒrmen geschĂŒtzt ist. Die historische Altstadt liegt direkt am See und ist daher besonders beliebt bei Touristen, besonders aus dem deutschsprachigen Raum. Ein wunderschöner, alter Hafen, auf dem kleine, bunt angemalte einheimische Holzbötchen dĂŒmpeln, ist ein besonderer Anziehungspunkt. Der Hafen ist eingerahmt von Restaurants und Pensionen. Im terrakotta-gestrichenen Ristorante Albergo alla Grotta geht der Blick direkt auf den Hafen. Im warmen Abendlicht ein wunderschöner Anblick. Im Stadtkern gibt es viele alte, typisch italienische HĂ€user in den schönsten Pastellfarben gestrichen mit flachen DĂ€chern aus Terrakotta-Schindeln. OlivenbĂ€ume, Oleander, Palmen und blĂŒhender, wilder Rosmarin bringt viel mediterranes GrĂŒn nach Lazise. Sogar ein meterhoher, prĂ€chtiger Bambuswald wĂ€chst an der StraĂe vor einem Hotel. In der FuĂgĂ€ngerzone innerhalb der Stadtmauern liegen unzĂ€hlige Restaurants, Bars, Hotels und GeschĂ€fte. Das Pflaster am See ist wie in Rio de Janeiro in einer tollen Wellenform verlegt. Alte knorrige OlivenbĂ€ume sĂ€umen das Ufer. Der See glitzert in verfĂŒhrerischen Blautönen. DarĂŒber legt sich im Westen die untergehende Sonne. Das ist Italien! Das ist einfach perfetto!
In Lazise legt eine FĂ€hre an, mit der man andere Orte am Gardasee, etwa Sirmione oder Limone erreichen kann.
Lazise â so schön wie vor 20 Jahren?
Lazise haben wir schon fĂŒnfmal besucht. Mindestens! Wir besuchen Lazise oft in der Woche vor Ostern um nach dem langen Winter den FrĂŒhling einzuleiten, der in Norddeutschland oft noch weit weg ist. Lazise war vor 20 Jahren das erste Mal unser Ziel am Gardasee. Und da uns der Ort so gut gefallen hat, sind wir immer dorthin zurĂŒckgekehrt. Aber ist das StĂ€dtchen noch so toll, wie in unseren Erinnerungen gespeichert? Was ist geblieben? Was hat sich geĂ€ndert? Diesen Fragen werden wir die nĂ€chsten Tage nachgehen.
Masse statt Klasse?
NatĂŒrlich hat sich an der ursprĂŒnglichen Architektur und dem Wesen des Ortes an sich nicht viel geĂ€ndert. Es steht ja schon seit dem Mittelalter so Ă€hnlich alles dort. Die Kaffeebars und Pizzerien, die vor 20 Jahren noch so typisch italienisch, gut und gĂŒnstig waren, haben sich aber verĂ€ndert.
Auch in Lazise sind wir auf der Suche nach den authentischen Kaffeebars, der italienischen Institution, leider nicht mehr fĂŒndig geworden. Genau wie in Malcesine finden wir hier zum groĂen Teil touristische Kaffee-Eis-Cocktail-Bars, die preislich merklich angezogen haben. Pizzerien gibt es zwar noch zahlreiche in der Stadt, auch zum vernĂŒnftigen Preis. Inzwischen haben sich viele Trattorien und Pizzerien aber auch hier an den Mainstream angepasst. Immerhin sind der Teig und die Auflagen im Gegensatz zu dem, was man in deutschen Pizzerien bekommt, immer noch von sehr guter QualitĂ€t. Voraussetzung fĂŒr einen fairen Preis und eine gute PizzaqualitĂ€t ist allerdings auf den direkten Seeblick zu verzichten. Dann wirdâs wieder teuer.Â
Unsere Pension Tecla in Lazise
Uns ist es wichtig, direkt in der Altstadt in Lazise unterzukommen. So können wir den Spirit des Ortes hautnah erleben. Die Alternative, ein Ferienhaus auĂerhalb, etwa innerhalb des Gardalandes, dem gröĂten Freizeitpark Italiens zu nehmen, ist fĂŒr uns keine Option.
Die Pension Tecla liegt ein paar Schritte innerhalb der mĂ€chtigen Stadtmauer. Als wir mittags mit unserem GepĂ€ck vor der TĂŒr stehen, reagiert kein Mensch auf unser Klingeln. Auch nicht nach mehrfachen. Offenbar macht man Mittagspause. Wahrscheinlich ist das familiĂ€r gefĂŒhrte Haus zu dĂŒnn besetzt. Auch per Telefon ist Niemand zu erreichen. Nachdem wir eine Mail geschrieben haben, bekommen wir endlich ein Lebenszeichen von Stefania. Sie ist die Inhaberin der Pension Tecla und teilt uns mit, dass leider niemand da ist (ach wasâŠ). Um 15 Uhr wĂŒrde uns dann Jemand hereinlassen. Also Koffer zurĂŒckrollern, Parkticket ziehen und erstmal das Seeufer entern. Auf einer Bank sitzen wir direkt am See, genieĂen die Sonne und schauen den Enten beim Plantschen zu. Etwas AuĂerhalb liegt ein groĂer Campingplatz und ein Segelbootshafen. Hier begutachten wir erstmal fachmĂ€nnisch die dort liegenden Boote.
Stefania begrĂŒĂt uns sehr herzlich und entschuldigt sich mehrfach und wortreich, weil wir warten mussten. Wir bekrĂ€ftigen ebenso wortreich, dass es kein Problem sei. Es hat uns immerhin einen entspannten Nachmittag in meditativer Stille am See beschert. Wir beziehen ein kleines nettes Zimmer mit einem Balkon mit Blick auf den Innenhof. Darunter befindet sich der Speisesaal eines Restaurants. Wir sitzen quasi direkt ĂŒber den GĂ€sten. Das Bad ist klein und funktional aber in Ordnung. Alles picobello. Andre findet den Fernsehscreen recht klein. Dadurch, dass er ziemlich hoch an der Wand gegenĂŒber dem Bett hĂ€ngt, braucht man direkt ein Opernglas. Hahaha. Naja, wir sind ja auch nicht zum Fernsehgucken nach Italien gereist.
Am nĂ€chsten Morgen sind wir neben zwei deutschen Rentnern die einzigen GĂ€ste im terracotta-farben gestrichenen FrĂŒhstĂŒcksraum. Eine blĂŒhende Strelitzie korrespondiert farblich wunderbar mit der Wand. Sie sieht aus wie ein bunter Paradiesvogel. Wir werden von Stefania schon fast mit Umarmung begrĂŒĂt. So was ist wirklich toll. Auch die Mitarbeiterin liest uns jeden Wunsch von den Lippen ab. Im Tecla gibt es ein umfangreiches und leckeres FrĂŒhstĂŒcksbuffet. Von Brötchen, MĂŒsli, frischer Macedonia (Fruchtsalat), noch mehr frischen FrĂŒchten, Eiern, Butter, KĂ€se, Schinken, Marmelade, Honig und Croissants bleibt kein Wunsch offen. Der Abschluss bildet der obligatorische Cappuccino. Aus dem Vollautomaten. Leider nicht aus der SiebtrĂ€ger-Espressomaschine.
Espressobars in Lazise
Nach unserer erfolgreichen Kaffeereise und Shoppingtour gönnen wir uns ein Eis auf die Hand und einen Aperol-Spritz in einer Espressobar. Wie schon gesagt, eine ehemalige Espressobar. Heute Espresso- und Cocktailbar. Der Espresso danach war durchschnittlich.
Im 6. Teil der Reise lernen wir Verona, den Ort der Oper und der Dogen kennen. Lerne mit uns das wirtschaftliche Zentrum der Gegend kennen. Und sei sicher, es gibt viel zu sehenâŠ